Umka
Die wahre Geschichte meines Lebens
Ich wurde als Anna Gerasimova am 19. April 1961 in Moskau geboren, eine Woche nach Gagarins Flug; die Helden meiner Kindheit waren Gagarin, Fidel Castro, Die Drei Musketiere und Winnie the Pooh. Ich liebte Bücher und träumte davon eine grosse Schriftstellerin zu werden. Ich sang auch sehr gern und war Mitglied eines Kinderchors. Klavierspielen war nicht meine stärkste Seite; mehrere Jahre des Übens verursachten eine schwere Allergie gegen klassische Musik. Mit 13 bekam ich meine erste Gitarre, das billigste akustische Monster ‘Made in USSR’, und brachte mir selbst einige Akkorde bei. Ehrlich gesagt, haben sich meine Fähigkeiten seitdem nicht sehr verbessert. Durch ein gutes Gehör kombiniert mit Faulheit war ich in der Lage, meinen Gesang zu begleiten, und das genügte. Meine ersten Songs waren lustig und nur sehr wenige; was ich normalerweise sang war zumeist Vyssotsky, Okudjava und etwas aus “Jesus Christ Superstar”; als durchschnittliches Sowjetmädchen wusste ich nur sehr wenig über Rock’n Roll.
In der Schule habe ich nie hart gearbeitet, alles fiel mir leicht, und ich hatte immer Zeit zum Lesen und Schreiben (seid versichert, dass meine ersten Werke ziemlich schrecklich waren). 1978 beendete ich die Schule und ging ans Moskauer Institut für Litaratur, Fachbereich Übersetzen. Ich übersetzte Poesie aus dem Deutschen, Englischen und Französischen, aber hauptsächlich aus dem Litauischen, meiner zweiten Sprache seit meiner Kindheit: meine Eltern, Bella Zalesskaya and Georgy Gerasimov, übersetzten viele Jahre litauische Literatur und vermarkteten sie in Russland und anderen Republiken. Im Institut war ich auch eine der besten Student(inn)en, sogar mit noch weniger Anstrengung als in der Schule; ich hatte bereits schlechte Gesellschaft gefunden und machte letztendlich Bekanntschaft mit dem Trinken, Rauchen, Trampen und natürlich Rock’n Roll. Einige meiner Kumpel hatten lange Haare und abgetragene Jeans, waren aufregend und gefährlich schön, und ich wollte eine von ihnen sein. Bald jedoch musste ich eine Pause einlegen für eine kurze Studentenehe, die mit zwei gebrochenen Herzen und einem lieben kleinen Jungen endete, meinem Sohn Alex, der aufwuchs, um mein bester Freund im Wandern, Reden und Denken zu sein. Er ist immer noch einer meiner engsten Freunde.
Nach Abschluss des Studiums 1983 verliess ich das Institut, um eine Dissertation zu schreiben. Mein Ziel war es eher mich zu amüsieren als einen Doktortitel zu erwerben, daher wählte ich für meine Studien eine Gruppe avantgardistischer Schriftsteller der 30er Jahre. Sie lebten in Leningrad, nannten sich OBERIU (Die Wirkliche Kunststiftung), sie kamen nie richtig aus dem Untergrund heraus und wurden fast alle vom Stalinregime ermordet. Als ich die Archive zu studieren begann, war die Gruppe noch allgemein unbekannt und so gut wie verboten. Sie zu studieren war für mich ein weiterer Beweis, ein wirklich böses Mädchen zu sein, was ich dringend brauchte, nachdem ich so viele Jahre die beste Schülerin und alles gewesen war. In Kombination mit Trampen, Trinken, Rauchen und anderen Sachen, schien ich letztendlich Erfolg zu haben. Nach Beendigung meines Werkes hatte ich nicht die Absicht, meinen Doktor zu machen, liess den Haufen Papiere einfach unter meinem Schreibtisch zurück und begann stattdessen Songs zu schreiben und sie überall zu singen, hauptsächlich in den Strassen, in der Nähe von Lagerfeuern und in den Buden meiner Freunde. Ich lebte überall und nirgends und war sehr glücklich. Es war '86, unser eigenes “'68 rückwärts”, das Jahr eines merkwürdigen, späten sowjetischen Hippie-Wiederaufschwungs, eher rebellisch unter dem Druck von Moral und politischen Einschränkungen, immer noch stark in diesen ersten Jahren der Perestroyka (und teilweise noch heute lebendig). Mit etwas Hilfe meiner Freunde nahm ich einige frühe Songs auf, ohne jegliche professionelle Haltung, in den Küchen der Leute und Heimstudios. Ihr findet sie auf einer virtuellen CD “Oldies Butt-Goldies” (www.umka.ru).
Genau zu dieser Zeit bekam ich meinen Hippienamen, Umka, von einem meiner Freunde (eigentlich war es der Mann, den ich wirklich liebte, aber er pflegte zu sagen, er liebe jeden). Umka ist der Name eines kleinen weissen Bären aus einem alten Zeichentrickfilm, und “um” bedeutet “Verstand” in Russisch. Also könnte “Umka” bedeuten “ein smartes Mädchen, das wie ein kleiner Bär ist”. Der Spitzname könnte gar nicht besser sein.
Ich empfand wirkliche Freiheit, und nach einiger Zeit wurde sie mir zu gross. Ich konnte es nicht mehr aushalten; die Ideale der Selbstzerstörung sehr weit von mir entfernt, musste ich mich eine Weile zurückziehen. Eine Frau ist tatsächlich eine schwache Kreatur. Meine zweite Ehe 1988 dauerte länger, war aber noch schlimmer als die erste. Der Typ, der zum grössten Teil die gleichen Ansichten und Werte zu haben schien, als ich ihn das erste Mal traf, begann alles zu hassen was ich liebte. Es machte ihm wirklich Angst, dass ich sang. Ich verbrachte die nächsten Jahre damit, mein Studium zu beenden, machte meinen Doktor, schrieb Artikel und reiste ins Ausland – die neuen Kicks, die für uns in Gorbatchevs Zeiten möglich wurden. Ich reiste auch viel mit meinem Sohn, lebte im Wald, kletterte auf Berge, traf neue Freunde und fand neue Wege für meine scheinbar verlorene Freiheit. Es machte auch grossen Spass, von der russischen Avantgarde zum Beat überzuwechseln, den ich in den frühen 90ern zu studieren und zu übersetzen begann. Ich wollte sogar eine "Grosse Beat Biographie" schreiben, in Russisch, und bekam beinahe ein Stipendium für die USA, um dort mein Studium zu beenden. Aber ich war verrückt genug der Jury zu sagen, ich würde in Amerika Kerouacs Tramprouten folgen, die Gipfel besteigen, die er bestiegen hat, und seine überlebenden Freunde treffen. (Warum habe ich nicht gesagt, um sie endgültig zu beeindrucken, dass ich die Absicht hätte alle Beatnik Drogen auszuprobieren?). Natürlich bekam ich kein Stipendium. Aber meine Übersetzung von Kerouacs “The Dharma Bums” und “Big Sur” wurde veröffentlicht, und nicht nur einmal.
Ich bekam so gut wie kein Geld, aber verstand etwas sehr Nützliches für mein Leben. Ich lernte für mich selbst zu denken, mein eigenes Ding zu machen. 1995 fand meine Ehe glücklicherweise ein Ende. Ich verliess mein Zuhause und brach in wilden Gesang für jedermann aus, überall.
Bald scharte sich eine Gruppe von Musikern um mich. Sie waren meist jüngere Leute, die meine Lieder kannten, bevor sie mich persönlich kennenlernten. (Es stellte sich heraus, dass sich die alten selbstgemachten Bänder während meiner stillen Jahre ziemlich weit verbreitet hatten. Es schien, dass mein halb-absichtliches Exil mich von einem unbekannten Neuling in eine Art Untergrund Rocklegende verwandelt hatte, was ich sehr unterhaltsam fand.) Mit dieser ständig wechselnden Protoband begann ich freie Shows an den wildesten Orten zu geben, eine zufällige und eigene Sache, die eine wachsende Zahl von Hippies anzog, Studenten und Leute meines Alters, die sich nach etwas Spass aus alten Zeiten sehnten. Ich denke, ich sollte einige Namen der Leute nennen, mit denen ich spielte: Pavel Pichugin, Keyboards, Bass; Vladimir Kozhekin, Harfe; Ivan Zhuk, Gitarre, Keyboards; Igor “Stalker” Vdovchenko, Gitarre, Bass; Vladimir “Volos” Gerasimenko, Bass; Vladimir “Bourbon” Burmistrov, Schlagzeug; Fyodor Mashendzhinov, Schlagzeug… und viele andere.
(Hier muss ich speziell für “ausländische Freunde” ein paar Worte über Rockmusik in meinem Land sagen. In den 70ern war sie mehr oder weniger anti-sowjetisch und westlich orientiert – wir sprechen hier natürlich nicht über die quasi Rockbands, die den durch die Macht vorgeschriebenen Regeln folgten. In den 80ern wurden einige Untergrundbands ziemlich bekannt; ihr findet jede Menge Informationen über sie im Internet. Es war in den Jahren der Perestroyka, als das seltsame Markenzeichen "Russischer Rock" geboren wurde: es bedeutete etwas mehr "Russisch" in Lyrik und Harmonie, wenn auch nicht echter Folk. (Ich habe Rock immer als internationale Sache gesehen, musikalisch auf dem Black Blues Rock basierend. Da ich professionelle Übersetzerin bin, verstehe ich voll und ganz, dass man nur in seiner eigenen Muttersprache richtig singen kann. Ich kenne und liebe die russische Poesie, obwohl ich mich selbst nicht als wirkliche Dichterin betrachte; ich weiss professionell, was Poesie ist, und das ist die Antwort auf die häufige Frage: warum ich nicht in Englisch singe, nicht mal im Ausland. In den Anmerkungen zu jeder CD versuche ich etwas über die originalen Texte zu sagen; aber ich bin mir sicher, dass man sich in einem Song nicht die direkte Bedeutung der Worte anhört, sondern die Intonation, die keiner Übersetzung bedarf.) Auf der anderen Seite orientieren sich viele neue Bands im heutigen Russland an den modernen westlichen Musiktrends. Wir sind weder dies noch das, wir versuchen die Tradition der Musik der 60er – 70er aufrechtzuerhalten, - die der Höhepunkt des Rock'n Roll zu bleiben scheinen, von den Rolling Stones bis The Grateful Dead, von Iggy Pop bis Bob Dylan, - und kombinieren sie mit russischer Poesie, nämlich meiner Favoriten der 20er – 30er.)
Die folgenden Jahre wurden eine beständige Geschichte vom Schreiben neuer Songs, Jamming, Aufnahmen und Herausgabe neuer CDs und unzählbarer Shows im ganzen Land und im Ausland. Die Besetzung hat sich komplett verändert, und ich bin voll zufrieden mit der Band, die wir heute haben. 1997 bekam sie den Namen “Bronevichok”, “Panzerspähwägelchen” (nach einigen bekannten Witzen über Lenin). Von Anfang an war der Name ein Witz; ich hatte keine bessere Idee und akzeptierte ihn beiläufig, und später hatten wir keine Zeit ihn zu ändern. (Lasst es eine Parallele zu “Jefferson Airplane” sein). Während ich diese Worte schreibe (Juni 2005), haben wir ihn gerade geändert, letztendlich, in “Bronevik”, was ein normal grosser Panzerspähwagen ist. Keine Verkleinerungen mehr, wir sind jetzt grosse Jungs. Manchmal, hauptsächlich im Ausland, verkürzen wir ihn auf “Bro”, was für ein nicht-russisches Ohr einfacher ist.
Bis heute gibt es mehr als 400 Songs von uns, wir haben etwa 20 CDs aufgenommen und herausgegeben (ich kenne nie die genaue Anzahl), Dutzende von Audio- und Videoschwarzaufnahmen und eigene Schwarzaufnahmen nicht mitgerechnet, haben Hunderte von Vorstellungen in mehr als 80 Orten auf der ganzen Welt gegeben, von Irkutsk (Sibirien) bis Portland (Oregon), und sind bereit für mehr. Einmal, sich über die Hippie-Rock Mentalität lustig machend, hat Frank Zappa sarkastisch gesagt: “Wenn wir nicht frei sein können, können wir wenigstens billig sein”. Wörtlich genommen ist das unsere Finanzpolitik. In den meisten Städten des post-sowjetischen Gebietes können sich die Leute, die in Rockkonzerte gehen, kaum die Gastspiele der bedeutenden russischen Rockgruppen leisten. Wir sind bereit für soviel zu spielen, wie wir einnehmen, und die Ticketpreise müssen niedrig genug, damit alle unsere Freunde reinkommen (ihr könnt sie Broneheads nennen, nach dem durch Furman geprägten Terminus), es sind erstaunlich viele. Wir veröffentlichen unsere CDs unter dem freundlichen Indielabel “Otdelenie Vykhod”, zahlen für 900 Stück und verkaufen sie oder geben sie in den Shows zu einem minimalen Preis ab. Wir haben auch riesige Gästelisten und geben regelmässig freie Vorstellungen. (Ich schreibe das nur für euch, damit ihr genau wisst, wie gut wir sind!) Wir haben keine Manager, keine Promoter, keine Produzenten, keine Pressevertreter, keine Radioauftritte, nur jede Menge Freunde auf der ganzen Welt, die uns eifrig helfen.
Ich liebe meine Band; manchmal höre ich auf zu singen und sitze einfach nur auf der Bühne oder springe runter ins Publikum, um sie jammen zu hören. Hier sind sie:
Boris Kanunnikov, Leadgitarre. Geboren 1972 in Sevastopol. Wir trafen uns zum ersten Mal ’95, auf einem merkwürdigen, sehr überfüllten Platz in Moskau. Es war eine meiner ersten Vorstellungen, eher wild und spontan. Danach trat Boris mit der Frage an mich heran, ob ich einen Gitarristen brauche. – “Ja, tu ich! ” – “Wann probt ihr? ” – “Wir proben nicht”, sagte ich, und es war die Wahrheit. Nachdem er einige Male mit uns gejammt hatte, ging er zurück nach Sevastopol (es liegt auf der Krim, in der Nähe des Schwarzen Meeres). Zwei Jahre später trampte ich von Moskau in den Ural über die Krim (schaut auf die Karte und lacht), ich fand ihn dort. Wir spielten etwas mehr, und ich bat ihn nach Moskau zu kommen und der Band beizutreten, was er tat. Seitdem sind wir zusammen. (Heute sogar offiziell verheiratet.) Um ehrlich zu sein, Boris hat mich geschult, musikalisch, mehr als mein ganzes vorheriges Leben, und es ist hauptsächlich er, der für das, was wir an Rock'n Roll gemacht haben, verantwortlich ist.
Mikhail Trofimenko, Bassgitarre, geboren 1966 in Nalchik, Nordkaukasus, und Boris Markov, Schlagzeug, geboren 1962 in einem Moskauer Vorort: meine Lieblings-Rhythmusgruppe. Beide haben ihre eigene lange Musikgeschichte und viel mehr Musikerfahrung als ich, mit verschiedenen Bands. Als wir uns in den frühen 90ern trafen, spielten sie in Olga Arefievas Gruppe, “Kovcheg” (“Die Arche”). Wir waren damals alle befreundet, und '95 liess Olga mich ihre Musiker “borgen” zu Aufnahmen und zum Jammen. Eine Zeitlang versuchten sie beides zu kombinieren, aber letztendlich (circa 2000) trennte sich “Kovcheg”. Olga fand eine neue Band für sich, und die Rhythmusgruppe, von der wir (ich und Boris) geträumt hatten, wurde endlich vollständig unsere. Wir sind zusammen durch dick und dünn gegangen, und heute fühlen wir uns auf der Bühne als eins. Wir proben nicht viel, weil wir einfach keine Zeit haben; wir sind meistens unterwegs. Eigentlich bin ich die einzige, die Songs schreibt, aber die Musik ist immer eine gemeinsame Leistung, und verändert sich ständig. Jeder Song wächst frei wie ein Baum, keine stabilen Arrangements. Es gefällt mir sehr; wie eine Schallplatte zu klingen wäre das Letzte was ich wollte.
Der Fünfte ist Igor Oistrakh, unser Harfenspieler, geboren 1972 in Moskau. Ich sah ihn zuerst '95 oder früher, in einer Show von “Kovcheg”. Er kam gewöhnlich auch in unsere Shows. Wir wurden bald Freunde; einmal nahm er uns in seinem Auto mit und, nur zum Spass, spielte ein wenig auf seiner Harfe. Danach nahm er den Platz unseres ersten Harfenspielers, Kozhekin, ein, mit dem es ziemlich schwer war auszukommen. Meiner Meinung nach ist Oistrakh viel netter und passt viel besser in die Band. Manchmal reist er mit uns, manchmal nicht – er ist der einzige von uns, der einen "richtigen Job" hat.
Weitere Bronepeople sind:
Roman Furman, der den grössten Teil der künstlerischen Arbeit für uns macht; in gewisser Hinsicht “Schuld an allem”. B.K.s alter Freund, er lebt noch in Sevastopol. Er zeichnet nicht nur unsere Cover und Poster, sondern auch eine Menge anderer Sachen, unglücklicherweise für die Öffentlichkeit unbekannt. Er ist verantwortlich für all die Grateful Dead in unseren Köpfen; er war der Erste, der Boris und später mich mit GD bekannt machte (und einer Menge anderer grosser Musik, meist amerikanischer), damals sehr selten in diesem Land.
Alexey “Disaster” Zinoviev ist der Soundmaster all unserer Heimshows; die meisten der eigenen Schwarzaufnahmen, die wir verbreiten, hat er gemacht. Goldene Ohren. Er ist nicht scharf aufs Reisen, und, wenn wir unterwegs sind, an fremden Orten spielen, ausgerüstet mit fremder Technik, vermissen wir ihn sehr.
Ian Survillo, der Soundmaster von MYM Records. Ein weiterer Typ, dessen Ohren wir vertrauen können. Fast alle unsere Aufnahmen, seit Ende 1997, wurden von diesem Jungen gemixt und teilweise aufgenommen. MYM (Make Your Music) Records ist sehr klein und besteht nur aus Ian und seinem einzigen Assistenten.
Oleg Kovriga, einer meiner ältesten Freunde (seit ‘84 oder ‘83), von “Otdelenie Vykhod” (“Der Weg aus der Abteilung”). Er war dabei, als ich meine ersten selbstgemachten Bänder aufnahm, und später der Erste, der mich zu “anständigen” Aufnahmen überredete. Fast alle unsere CDs und Kassetten wurden unter seinem Label herausgegeben, das aus drei Leuten besteht: ihm und seinem Assistenten, der ständig schwere Rucksäcke mit Musik herumträgt, hauptsächlich russischen Indierock, und Evgenii Gapeev, dem Soundmann.
Marina Ashkinazi, ein junges aber smartes Mädchen, das mir viel bei der Werbung und beim Managen der Heimshows hilft.
Alexander Kalagov, Andrey “J.” Manuhin, Mikhail Bykov und Tim “Wizard” Tuchin waren die Leute, die meine russische Website erstellt haben und immer noch pflegen, www.umka.ru. Yuri Pragin, der jetzt in Kalifornien lebt, managt diese, und Vladimir Skosyrev aus Saratov (einer Stadt an der Wolga) hilft mir von dort aus; die meisten Live Videos hat er gemacht.
Dmitry Baidrakov, Pavel “Polovinych” Haritonov, Olga Habarova, Dmitry Ivanov und einige andere waren, zu unterschiedlichen Zeiten, unsere Hauptfotografen; ihr könnt ihre Arbeiten auf der Website und in den Begleitheftchen der CDs sehen.
Es ist schwierig alle Namen derer zu nennen, die uns geholfen haben, während all dieser Jahre, am Leben zu bleiben, die uns ihre Liebe, ihr Lächeln, Worte, Zeit, Raum, Aufnahmen, Bücher, Geld, Geräte, Instrumente, Kleidung, Autofahrten, Medikamente, Lebensmittel und Getränke gegeben haben. Danke, liebe Freunde! Wir brauchen euch wirklich.
Liebe englisch sprechende Russen oder russisch sprechende Ausländer! Wie allgemein bekannt ist, bin ich extrem faul nach all den Jahren des Herumfummelns an Buchstaben und Wörtern. Ich habe den Nerv gefunden zu tun, was ich hier getan habe, weil meine wunderbaren Freunde aus Salem, OR, mir gesagt haben, dass sie ein Übersetzungsprogramm benutzt haben, um mehr über mein Leben zu erfahren, und ihr wisst, wie schrecklich diese Programme sind. Ich habe getan, was ich getan habe, aber ich kann nicht noch mehr tun: ich will meine Zeit zum Reisen, Singen, für Aufnahmen und um so faul zu sein, wie ich bin. Wenn jemand einen Beitrag leisten möchte – ihr dürft meine Interviews, Texte oder Artikel gerne übersetzen (aber bitte nicht meine Übersetzung aus dem Englischen, ha ha) von www.umka.ru in jede andere Sprache, und wenn sie unsere strenge Qualitätskontrolle besteht, werden wir sie hier einstellen. Ihr dürft auch gerne alles was ihr wollt über unsere Sachen schreiben, und wir werden auch das veröffentlichen. Schickt alles an meine email, virt.umka@gmail.com, und ich werde antworten; ich kann euch auch einige CDs als Geschenk senden, wenn ihr gerne möchtet.
Über die CDs
Achtung! Ich werde nicht über alle Veröffentlichungen schreiben, und wir stellen hier nicht alle mp3s ein, nur die, von denen ich glaube, dass sie es wert sind. Wenn ihr sehr interessiert seid, geht zu www.umka.ru und holt euch mehr.
StoneFlowers (Steinblumen), manchmal als StonedFlowers buchstabiert. Genannt nach “Flowers” von den Stones. Die erste Aufnahme haben wir mit Boris gemacht. Mein erster Versuch von den frühen “Bronevichok” wegzukommen, mit denen ich nicht mehr zufrieden war. Die Jungs waren sauer auf uns zwei, aber ich war inspiriert. Ich sammelte den ganzen “softeren” Stoff, den ich mit ihnen nicht machen konnte, und nahm ihn bei Ian auf. Die Qualität ist immer noch ziemlich schlecht. Nicht zum Verkauf; Dutzende selbstgemachter Kopien wurden verteilt. Wird nicht mehr aufgelegt.
Low Start (Tiefstart). Ähnlich wie StoneFlowers, aber hauptsächlich neue Songs. Auf SF spielten wir auf zwei schlechten Elektrogitarren; hier hatten wir zwei schlechte akustische, eine von ihnen geliehen. Der gesamte Song handelt darüber tiefer als "unter Null" zu sein, genau im tiefen Loch am Grunde des Ozeans, darauf wartend in die Höhe zu schnellen. “Fernsehbildschirme zerreissen dein Gesicht, die Stimme ist wie eine Wunde auf dem Körper der Erde; Kamerablitze machen dich blind; wir haben gesungen und sie schlugen uns in die Flucht”. Auch zu Hause aufgenommen, nicht zum Verkauf und keine Neuauflage mehr.
Compact (The CD) Kompakt (Die CD). Mir gefällt sie nicht, alles willkürlich und unheimlich kalt. Ich war nicht bereit dafür, Kovriga brachte mich dazu sie zu machen, während er noch das Geld für das Studio hatte ($30 für eine Stunde – es war und ist ziemlich viel). Am Bass und Schlagzeug hatten wir nette ältere Jungs, ex-“Zvuki Mu”, aber als Saisonleute waren sie nicht bereit sich mit den anderen abzugeben. In der Hoffnung Olegs Geld zu sparen, und zum ersten Mal in einem richtigen Studio, war ich zu nervös und versuchte alles in zwei Tagen aufzunehmen, nach eineinhalb Proben. Natürlich ging uns das Mixen auf den Geist, wir machten es zweimal und mussten bezahlen, klassisch, zweimal. Im Ausland aufgelegt (keine richtige Technik zu Hause zu dieser Zeit), wurde es ziemlich teuer, so dass nur sehr wenige unserer Fans sich den Kauf leisten konnten; und weil mir das nicht gefiel, wusste ich keinen guten Namen und nannte sie “The CD”. Es gibt immer noch ein paar gute Stücke darauf, zum Beispiel “Voice Is My Home” (“Meine Stimme ist mein Zuhause”), den Song, der in einem Traum zu mir kam, wie viele andere. “Nimm mir mein Zuhause, aber lass mir meine Stimme. Die Stimme ist mein Zuhause, die Stimme ist mein Garten, die Stimme ist mein Paradies, die Stimme ist mein Bruder”. Es war der Gipfel meiner Heimatlosigkeit, als wir jede Nacht im Haus von jemand anderem verbrachten und kein Geld hatten, um eine Wohnung zu mieten. Wird nicht mehr aufgelegt, hoffe ich.
To Command The Parade (Die Parade kommandieren). Aufgenommen im selben Studie wie The CD, als Rache. Der Titeltrack ist ein Zitat aus dem grossen ironischen Roman der 30er,
“12 Stühle” von Ilf und Petrov. Das Sprichwort des Haupthelden ist “Ich werde die Parade kommandieren”, und was ich sage ist “Ich werde die Parade nicht kommandieren”, womit ich meine, ich werde nicht an den ”Russian Rock” Spielen teilnehmen”. “Silberne Überschriften hölzerner Festivals, Massagen in der Nacht, Vitamine am Morgen, künstliche Kirchenbänke für ein künstliches Paradies – Lass jeden die Parade kommandieren, nur mich nicht”. Wir hatten immer noch keine reguläre Band, also machten wir die Aufnahmen mit zwei Besetzungen: einer aus Moskau (featuring “Kovcheg”’s Rhythmusgruppe) und einer anderen aus Petersburg, mit der wir dort gewöhnlich jammten.
Mole’s Turn (Maufwurfsgang), oder vielleicht Mole’s Hole (Maufwurfsloch): in Russisch gibt es ein Wort für beides, “hod”. Bis zum heutigen Tag einer unserer Favoriten, stört euch nicht an der schlechten technischen Qualität. Teilweise in Alexey Denisovs Heimstudio aufgenommen, wurden Schlagzeug und Keyboards später synchron aufgenommen. The Grateful Dead waren mein Ein und Alles zu dieser Zeit, wie ihr hören könnt. “Peacedeath Station” ist hauptsächlich B.K.’s Song, meiner nur die zweite Strophe. In Russisch, ist “pizdec” ein bekanntes Schimpfwort, das bedeutet “verdammt gut” oder “alles ist aussichtslos”, je nach Situation. “Es gibt eine Pizdec Station auf jeder Linie, und wenn ihr dort ankommt, geht's euch einfach gut”. Versteht es wie ihr wollt. Im Titelsong sage ich: “Ich habe nie von etwas Grossem geträumt” – (was eine Lüge ist, stimmt’s?) – “während du schliefst, habe ich meinen Tunnel gegraben, den Maulwurfsgang gebaut… Sand in meinem Mund, schaue ich heraus, es ist so eigenartig im Rampenlicht zu stehen; ich komme in einer Minute heraus, also mach’ dir nichts draus. Fühlt ihr wie die Erde ein wenig bebt? Keine Angst, es ist nur ein Maufwurf, der seinen Gang gräbt.” In “Bim oder Bam” geht es darum, sehr high zu sein und trotzdem noch nicht zu sterben, “weil ich noch nicht (wieder) sterben kann und es in diesem goldenen Himmel so langweilig ist”. “Bim oder Bam”, etwas aus einem Kinderreim, klingt hier wie das Läuten der Himmelsglocken. Der Trick, die Tracks zusammenzuschweissen mit einigen nicht-musikalischen Sounds war natürlich nicht neu, aber ein Riesenspass für uns. Wir haben es noch mal in “Stash” gemacht; was mich betrifft, ich wäre glücklich es jedes Mal zu machen, bei jeder Aufnahme, es macht mir soviel Spass. “MT” war unsere erste CD zu einem wirklich erschwinglichen Preis; die nächsten wurden bereits auf Kosten der Band hergestellt und in den Shows verkauft.
Dandelion Cinema (Löwenzahnkino). Von uns selbst aufgenommen (M.T. war jemand, der die Knöpfe drückte und gleichzeitig den Bass spielte) in “Kovcheg”’s Probestudio im Kellergeschoss einer grossen Moskauer Produktionsanlage (wiederum, wörtlich genommen, unterirdisch). Ein weiteres Wortspiel: “Dandelion Wine” (“Löwenzahnwein“) ist ein sehr bekannter Roman, und durch Austausch eines Buchstabens wird daraus “cinema” (“Kino“) (in Russisch: aus “vino” wird “kino”). So nannte B.K. unser Leben in den Buden unserer Freunde, wo man alle Geräusche vermeiden musste, besonders in der Nacht. Für diese CD hatte ich zwei verschiedene Arten von Songs: milde psychedelische Sachen und ein paar Hardrock Teile. Bei der Zusammensetzung betrachtete ich die Reihenfolge der Tracks als Geschichte meines eigenen Lebens, und es schien zu funktionieren. Der Song “Dead Head” steht im Gegensatz zu der “Totenkopfgeschichte”: es geht darum, dass mein Kopf innerlich tot ist. “Singt es selbst, wenn ihr wollt, ich habe nichts weiter zu sagen”. Und der nächste kommt als Hurrikan: “Euer Leben ist an mir vorbeigefahren wie ein Auto, mit all euren Terminen und Plänen, Urlauben und Jobs… Ich bin die Arbeiterklasse eines nicht existenten Landes, verschwindet mit euren Gewerkschaften, geht an mir vorbei, geht an mir vorbei…” Es ist immer ein grosses Hochgefühl für mich es auf der Bühne zu singen. Die Show zur Veröffentlichung von “DC” wurde die grösste Show, die wir jemals hatten. Mit Hilfe einiger Freunde buchten wir ein grosses Kinotheater und spielten, Eintritt frei, für mehr als tausend. Ich war ganz hingerissen: Ich hatte nie gedacht, dass wir SO gross sein könnten. Und wir verteilten unsere ganze Kiste mit Kassetten.
Weltschmerz. Aufgenommen in unserem Probestudio im Kellergeschoss des “Meteor” Sportplatzes in Moskau. Eine unserer besten Platten. Der Name ist deutsch, ein Begriff geprägt von deutschen Dichtern der Romantik (Anfang des 19. Jahrhunderts), und bedeutet Weltschmerz, eine grosse Existenzsorge um alles als Ganzes – genau das, was ich damals fühlte. Der Jahrhundertwechsel mit seinen seriellen Disastern ging für mich nicht leicht vorüber: mitten in der Aufnahme verlor ich alle meine Haare aufgrund eines seltenen Nervenzusammenbruchs. Alopecia wird als unheilbar betrachtet; glücklicherweise fanden wir einen Arzt, der mich heilte. Aber für eineinhalb Jahre war ich total kahl. (Keine Perücke!) Ich mochte Lou Reed immer sehr gern, aber besonders dann waren er und VU die bedeutendste Musik, die mir half zu überleben, und das ist auf der Platte gut zu hören. Neben ihm, im Song “Wind In Your Head”, nenne ich Bob Dylan und Leonard Cohen meine jüdischen Lieblingspoeten des Rock.
Stash (Stille Reserven). Alles neue Songs; ich war so glücklich sie wieder in meinem Kopf zu haben! Die erste Hälfte wurde im gleichen Kellergeschoss aufgenommen, im Winter; die zweite, später geschrieben, wurde im Sommer in Ians Haus aufgenommen. “Rock’n’Roll” wurde gleich zu Hause auf einem Kassettenrecorder aufgenommen (wir konnten uns bereits eine Mietwohnung leisten, zusammen mit zwei oder drei Freunden). Die zweite Gitarre auf dieser CD ist Denis Dudoladov, B.K.s alter Kumpel aus Sevastopol, der zwei Jahre lang mit uns lebte und spielte. Im Sommer war B.M. nicht in der Stadt, und ich brannte darauf, die Aufnahme sofort zu fertigzustellen, also baten wir einen der anderen Jungs von “Kovcheg” das Schlagzeug zu spielen. Die erste Hälfte war offensichtlich besser; auf dem Cover gab ich vor, es wären zwei Seiten einer Vinyl LP: die “Winter-” und die “Sommerseite”. Die kleinen Geräusche zwischen den Tracks mag ich am liebsten, ich mag sie mehr als die Songs selbst, ganz ehrlich. Um die Stimme des Eisenbahners aufzuzeichnen, ging Gapeev von den “Vykhod” zum Kursker Bahnhof, und um den vorbeifahrenden Zug aufzunehmen, musste er eine Stunde lang in der Nähe der Gleise stehen. Keine Fotos innerhalb des Covers (weil ich kahl war wie Phantomas), aber Furman zeichnete eine ganze Story über eine vielköpfige Kreatur, die nach den stillen Reserven sucht, die irgendwo in ihrer Wohnung versteckt sind; am Ende findet sie sie, und es “gibt nichts weiter zu tun als shmile shmile shmile”, ziemlich das gleiche wie im letzten Track, “Manchmal nicht hier”. “Manchmal nicht hier, immer nicht schlecht, du läufst teilweise davon und du kommst zurück; du sagst kein Wort, es bedarf keiner Worte, hoch über die Dächer zu klettern”. Um das erste und das letzte Geräusch aufzunehmen, ging Denis extra in Ians Studio mit unserem alten Wecker (eigentlich dem des Wohnungseigentümers).
Veterans’ Heaven (Himmel der Veteranen). Aufgenommen im selben Kellergeschoss. Darauf ist nur ein neuer Song, der letzte (Titel)song, geschrieben, nachdem ich einen meiner alten Freunde besucht hatte (den, der mir den Namen Umka gab und für den ich total geschwärmt hatte). “Ich kenne dich seit 20 Jahren, das erste Mal bei dir zu Hause... Deine Frau ist wie ein Engel, bäckt Kuchen, deine Kinder brennen darauf, uns Gedichte aufzusagen, du bist ein wenig krank, aber es ist ok. Du hast diesen Himmel über deinem Kopf gesponnen, du konntest die Erde mit einer Hand anheben, du warst der einsame Krieger, der mit dem Krieg gekämpft hat, und nun bist du im Paradies, im Veteranenhimmel”. (Es ist so traurig zu sagen, der Junge ist jetzt ernsthaft krank, ich hoffe, er ist noch am Leben). All die anderen Songs sind aus ‘86-‘87, unserem Publikum eher ziemlich gut bekannt, aber die alten Versionen auf den zu Hause aufgenommenen Bändern sind qualitativ unzumutbar, also beschloss ich, sie in Ordnung zu bringen. Die Nachtigall des versteckten Tracks wurde zu Hause auf einem auf das Fensterbrett gestellten Recorder aufgenommen; es war im Mai, wir lebten in der Nähe eines der besten Moskauer Parks, Izmailovo, gross und wunderschön wie richtiger Wald.
Unplugged. Aufgenommen von Ian bei MYM Records, auf einem Spulentonbandgerät. Keine schlechte Qualität. Alle Songs sind alt, mit Ausnahme einiger der letzten. Zwei “Übersetzungen”: eine lustige, von “Me And Bobby McGee” (was in Russisch klingt wie “fick nicht mein Gehirn”, und ich habe es schamlos benutzt), eine andere gefühlvolle, von GDs “Ripple”. Als Coverversion ist sie eher zweifelhaft, aber ich bin immer noch stolz auf den russischen Text.
Victory Park (Park des Sieges). Aufgenommen im “Meteor” Kellergeschoss. Fast alle Songs sind neu, ich mag sie wirklich sehr. Es ist schade, dass ihr kein Russisch versteht, ihr würdet viel mehr Spass haben. In jenem Sommer verbrachte die Band viel Zeit in Sevastopol. Wir wohnten alle im Haus von B.K.s Mutter, in der Nähe des Victory Parks, lauter Zypressen und Lavendel; 15 Minuten mitten hindurch und ihr seid an der felsigen Küste und schwimmt im warmen Meer. Es war genau dort, wo mir einige der Songs einfielen. Sevastopol ist ein seltsamer Ort, er verbindet die Schönheit der Natur und die Altstadt mit der Hässlichkeit der späten sowjetischen Betonblocks und den Überbleibseln der sowjetischen Zementmentalität. Wir haben unser Bestes versucht wirklich wilden Spass für jeden zu machen, indem wir einfach die Freilichtbühne auf dem zentralen Boulevard buchten und dort kostenlos auftraten, mit geliehener Ausrüstung. Die Reaktion war fantastisch. Einer der Freunde schlug vor, die neue CD “Victory Park” zu nennen, und es schien um so genialer zu sein, als die U-Bahn Station in Moskau in der Nähe von “Meteor” auch “Victory Park” heisst. (Eigentlich könnt ihr eine in jeder sowjetischen Stadt finden).
Umka and Bro at Antrop Studio (Umka & Bro im Antrop Studio) . Ich war so glücklich mit “VP”, dass ich eine Zeitlang keine neuen Songs brauchte. Zu dieser Zeit machte Andrey Tropillo, einer der bekannten Soundmaster (er hat jede Menge sowjetische Untergrundbands aufgenommen und viele LPs der westlichen Rock Klassiker für eifrige sowjetische Zuhörer schwarz kopiert), den Vorschlag, dass wir sein neues Studio in Petersburg ausprobieren sollten, ausgestattet mit Tonbandgeräten. Es wäre verrückt gewesen diese Chance zu verpassen, also fuhren wir einfach hin und machten eine Live Studio Aufnahme, mit einem Minimum an Synchronisation, einem Remake von Songs aus “The CD” und unserer ersten Kassette aus ‘97, “Hier sind wir, Mutter”.
600. Die Story dieser Aufnahme ist ziemlich schmerzhaft. Wir hatten einige gute neue Songs und waren bereit, sie bei MYM aufzunehmen, aber unmittelbar vor der ersten Aufnahme wurde B.M., unser Schlagzeuger, ernsthaft krank (ein schwerer Fall von Lungenentzündung), und wurde erst nach vier Monaten wieder gesund. Ich war so verzweifelt über die Situation, dass ich sogar versuchte meine Stimme auf einigen Probekassetten von schlechter Qualität zu synchronisieren. Gott sei Dank, nach vier Monaten erholte er sich, und letzten Endes machten wir die Aufnahme. Ich schreibe diese Worte kurz nach der Veröffentlichung, alle Sorgen noch frisch. Der Sound der Aufnahme ist neu für uns, schwerer als alles, was wir zuvor gemacht haben, in Übereinstimmung mit dem allgemeinen Sinn der Songs. Es scheint, wir haben gerade durch eine sehr harte aber schöne Periode überlebt, was mich an Kurt Vonneguts “Timequake” (“Zeitbeben“) erinnert, und sind wie neugeboren daraus hervorgegangen. Der Titelsong, “600”, geht um genau das – um alles – und ist Bob Dylan gewidmet.